Bergsteigen in Nordamerika - der Mount McKinley
Der Mount McKinley in Alaska ist mit 6168 Metern der höchste Gipfel auf dem nordamerikanischen Kontinent. Damit gehört er zu den "Seven Summits", den jeweils höchsten Erhebungen auf jedem der sieben Erdteile. Neben dem höheren Südgipfel gibt es den Nordgipfel (5934 m), der aber nur selten bestiegen wird. Seinen Namen erhielt der Berg 1896 durch einen Goldgräber aus Verehrung für den damaligen designierten US-Präsidenten William McKinley. In den USA hat sich inzwischen mehr und mehr der athapaskische Name Delani eingebürgert; das Wort bedeutet "der Hohe" oder "der Große". Nachweislich zum ersten Mal bestiegen wurde der Gipfel am 7. Juni 1913 durch eine vierköpfige Gruppe. Einer der Männer, Robert Tatum, erklärte später: "Der Blick vom Gipfel des Mount McKinley ist wie die Aussicht aus den Fenstern des Himmels!"
Wegen seiner Nähe zum Polarkreis - bis dorthin sind es nur 320 Kilometer - gilt der Mount McKinley als der kälteste Berg der Erde. Tatsächlich sind die klimatischen Verhältnisse extrem. Selbst in den Sommermonaten Mai und Juni liegt die Temperatur oberhalb von 4000 Metern normalerweise bei minus 25 bis minus 30 Grad Celsius, im Gipfelbereich fällt das Thermometer bis auf minus 40 Grad. Hinzu kommen häufige Wetterwechsel und starke Stürme. Die sehr nördliche Lage bedeutet eine weitere Erschwernis: Weil die Erdatmosphäre in Richtung auf die Pole dünner ist als in Äquatornähe, entspricht nach Angaben der Denali-Nationalparkverwaltung die "gefühlte Höhe" auf dem Gipfel etwa 6900 Meter.
Während die Bedingungen also höchste Anforderungen an Kondition und Leidensfähigkeit der Bergsteiger stellen, halten sich die technischen Herausforderungen im Rahmen, jedenfalls auf der Hauptroute, der West Buttress Route. Doch auch hier müssen zahllose Gletscherspalten und teilweise vereiste Kämme überwunden werden. Ausgangspunkt ist der Kahiltna-Gletscher in 2160 Meter Höhe, wo man sich im Basislager registrieren lassen muss. Zu erreichen ist das Lager von der Ortschaft Talkeetna mit dem Gletscherflugzeug. Alternativ ist eine rund einwöchige Anfahrt auf Skiern möglich. Auf dem Weg zum Gipfel liegen vier Hochlager. Träger gibt es hier nicht, jeder muss seine Lasten selbst transportieren bzw. auf einem Schlitten nachziehen. Normalerweise nimmt die Besteigung des Mount McKinley zwei bis vier Wochen in Anspruch. Weniger erfahrene Bergsteiger können zuvor einen einwöchigen Trainingskurs absolvieren und sich einer geführten Gruppe anschließen.